MITICO – Ausstellung Barbla & Peter Fraefel
Vernissage:
Sonntag, 26. November 2017 um 11h
Öffnungszeiten:
Do/Fr 17-20h Sa 10-15h So 11-15h
oder nach Vereinbarung
(die Ausstellung kann auch während der Öffnungszeiten der Verkaufsräume von www.artevia.ch besucht werden)
Finissage mit Abendessen:
Freitag, 15. Dezember 2017 um 19h
Um Anmeldung wird gebeten: info@kunstkreis49.ch
Kunstkreis49
Bahnstrasse 3
4932 Lotzwil bei Langenthal BE
10 Fuss-Minuten ab Bahnhof Lotzwil BE oder Bushaltestelle Lotzwil Unterdorf
In den Räumen des Kunstkreis49 zeigt das Künstlerpaar Barbla und Peter Fraefel Bilder, Skulpturen und Installationen in kleinen und auch grossen Formaten.
Viele Werke sind beeinflusst von der süditalienischen Landschaft und Populärkultur – Ex-Voto Tafeln aus Stahl, Illustrationen zu Ereignissen einer italienischen Kleinstadt, Figuren inspiriert von den Wölfen im Hinterland der Region Neapel-Salerno.
Die Ausstellung eignet sich auch für Kinder und Schulen
(für kostenlose Führungen auch ausserhalb der Öffnungszeiten bitte anfragen).
Siehe auch: http://fraefelart.com/
Provozierende Kunst – ein Versprechen
„Kunst muss bewegen, etwas auslösen“. Für Peter Fraefel muss seine Kunst provozieren, damit sie etwas auslöst. Der Besucher oder die Besucherin der nächsten Ausstellung im Kunstkreis 49 darf also auf Überraschendes gefasst sein. Allzuviel verrät Fraefel noch nicht, aber wenn man weiss, dass er viele Jahre als Messebauer arbeitet und dabei keine Grenzen erlebt hat, dann wird diese Ausstellung aussergewöhnlich sein. Aber nicht nur das Wie, sondern auch was ausgestellt wird, wird entzücken, er vor allem mit Plastiken in allen Formen, Farben und Materialien, sie vorzugsweise mit Acryl-Bildern. Sie, das ist seine Frau Barbla, die eine eigenständige Kunstform entwickelt hat. Barbla ist dabei nicht eine Namensgebung einer Frau, der Barbara zu simpel war, sondern stammt aus dem Rätoromanischen. In Celerina ist sie aufgewachsen, dort wo die Bobfahrer auf ihren Schlitten todesmutig zu Tal sausen. Zu Tal kam sie wie viele Engadiner, die nach Zürich gehen, aus beruflichen Gründen. „Vom Malen kannst Du nicht leben“, hatte man ihr damals beschieden, als das junge Zeichentalent diesen Berufswunsch äusserte. Und so besuchte sie also eine Handelsschule und arbeitete auf dem Beruf. Allerdings führte sie ein Doppelleben, sie besuchte Kurse und malte weiter.
Über Giswil nach Biel
Seit 32 Jahren sind die beiden Ostschweizer verheiratet, weil er, der Stadt-St.Galler und sie aus dem Engadin sich damals in Giswil (Obwalden) an einer Party kennengelernt hatten und sich sanft annäherten, bis sie im Hafen der Ehe landeten. Zwei verwandte Kunstseelen hatten sich getroffen. Peters Elternhaus war äusserst kunstaffin, wenn auch auf einer ganz anderen Ebene. Seine Familie besass eine Textilfabrik, die Stoffe für die Kirche produzierte. Seine Mutter arbeitete als Textilentwerferin und auch sonst war viel Kunst rundherum und wie selbstverständlich für ihn. Ein neckische Gemeinsamkeit: Bereits früh gewann er eine Uhr bei einem Malwettbewerb der Pro Juventute. Sie durfte als Gewinn eines Zeichenwettbewerbs im Flugzeug von Zürich nach Bern fliegen, um eine Biomalz-Fabrik anzuschauen. Es gibt noch weitere Gemeinsamkeiten: Auch Peters Weg zur Kunst verlief nicht gradlinig. Nach der Matura studierte er Maschinenbau und Architektur, absolvierte noch die Seklehrerausbildung und arbeitete dann lange Jahre im Messebau. Eine weitere Gemeinsamkeit ist ihre Liebe zu Italien. Im Palazzo delle Arte in Neapel stellten sie aus und für die Weihnachtsausstellung in der Region Salerno. Zurzeit liefern sie 90 Bilder als Leihgabe für eine Dauerausstellung im Kloster. „Ja, wir stellen immer gemeinsam aus“, bestätigen die beiden Künstler. Weil sie gewisse Werke gemeinsam herstellen, aber sich auch gegenseitig bewerten und beeinflussen. Ihre Entwicklung ist dabei fast unmerklich, aber umso kontinuierlicher, während seine Objekte auf den ersten Blick eine auffälligere Entwicklung im Laufe der Zeit aufweisen. Doch es gibt bei ihm ebenso einen roten Faden, nämlich die Auseinandersetzung mit kirchlichen Themen. Beispielsweise die Legenda Aurea, ein Volksbuch über Kirchenfeste und Heilige, welches den katholischen Alltag bis ins 19. Jahrhundert prägte. „Der Hund mit der brennenden Fakel“ beruht auf einem Wappen und der Selbstdarstellung als domini canes (Hunde des Herrn). So manche Skulptur von Peter Fraefel gibt dabei auf den zweiten Blick viel preis.
Die Fabrik als Ausgangspunkt
Vor fast 30 Jahren nahm das Fraefel’sche Kunstleben einen entscheidenden und auch einschneidenden Weg. Die beiden konnten am oberen Quai in Biel eine ehemalige Fabrik erwerben, besser gesagt die vier oberen Etagen. „Biel ist ein wunderbarer Startplatz für Kunst“, findet Peter. Dank der industriellen Umgestaltung habe Biel viel wunderbaren Raum und Platz für künstlerische Tätigkeit. „Die Kunstszene ist extrem lebendig“, sagt auch Barbla. In der Stadt seien die Menschen nicht nur sehr offen, sondern auch pragmatisch und die beiden beschreiben dies an Beispielen aus der Gassenküche, die im Erdgeschoss beheimatet ist. Früher war auch die Heroinabgabestelle im Haus einquartiert. „Wir hatten mehr Probleme mit den Angestellten als mit den Süchtigen“, sagt der Künstler und schmunzelt dabei. Ihr Haus ist inzwischen für sie unverzichtbar geworden. Das Atelier ist ein wahres Paradies: Viel Raum und auch Inspiration. Ein wahres Juwel aber auch die Wohnung. Eine wirkliche Loft-Wohnung, in der selbst die Schränke mit den Anschriften der damaligen Uhrengehäuse-Fabrik noch vorhanden sind. Und der Höhepunkt ist eine Art Ausguck oder Wintergarten spezial, auf den man mit dem Erklimmen einer Industrieleiter gelangt und von dem aus die Stadt die beschriebene Lebendigkeit aufweist. In diesem Räumen leben die beiden Fraefels ihre Kunst aus. Von der Kunst allein können sie auch heute noch kaum leben, obwohl sie in der Kunstszene längst etabliert sind und einen hervorragenden Ruf geniessen. Peter arbeitete immer noch nebenbei, sei es im Messebau oder als Lehrer. Doch für beide ist klar: Einen anderen Weg hätten sie nie gewollt.