Timeline – eine Ausstellung von Christoph Aerni
Akt, Porträt, Landschaften, Architektur
Weitere Informationen auf der Website des Künstlers
Kunstkreis49
BAHNstrasse 3
Lotzwil
Vernissage
Sonntag, 10. September 2017 11h
mit Laudatio und musikalischer Begleitung durch Christine Lauterburg
Finissage mit Paella Essen
Samstag 30. September 2017 18:30h
Musikalische Begleitung durch Danah
Um Anmeldung über Facebook oder Email wird gebeten: info(ät)kunstkreis49.ch
Öffnungszeiten
Do / Fr 17 – 20h
Sa 10 – 15h
So 11 – 15h
Mit freundicher Unterstützung von:
DDC Langenthal;
Gentränkehuus Langenthal;
Bar 55, Pia Gerqina;
Christian Hadorn, Unternehmer und Grossrat, Ochlenberg
Christine Röthlisberger, ehemalige Gemeindepräsidentin Thunstetten-Bützberg
Rembrandts gelehriger Schüler
Davon träumt jeder Maler, ob Hobby- oder Profi. Ein Atelier, das in Sachen Grösse keine Wünsche offen lässt. Christoph R. Aerni arbeitet in einem solchen Künstler-Paradies. In den hohen Gewerberäumen beim Bahnhof Egerkingen kann er nicht nur grosszügig malen, sondern hat auch Platz für Material und vor allem viele Wände, um seine Bilder aufzuhängen. Und das sind viele. Dem Betrachter wird damit auch sofort klar, dass der Solothurner sich nicht auf ein Genre reduzieren lässt. Ja klar, figürlich malen ist sein Hauptbereich, aber es hat auch Platz für Experimente in Formen, Figuren und Farben. Es ist die künstlerische Freiheit, die er nicht immer in dieser Form hatte und die er sich hat erarbeiten müssen. Der Erfolg des 63-Jährigen erscheint im Rückblick als selbstverständlich, aber es brauchte Mut, Risikobereitschaft, Disziplin, Durchhaltevermögen, Unterstützung und vor allem Können. Da ist in erster Linie seine Frau Anita zu nennen, die ihn ermuntert hat, als junger, gelernter Bildhauer auf die Kunst zu setzen und seinen Job zu künden. Und ihn dann auch immer unterstützt hat, wie er dankbar erwähnt. Immerhin galt es schnell einmal, vier junge und hungrige Mäuler zu stopfen. Ohne Disziplin ist dies nicht zu schaffen. Immer bergauf ging es auch nicht, so dass Durchhaltewille eine Pflicht war. „In meinem früheren Atelier regnete es herein und im Winter war es sehr kalt“, erzählt er und zieht genüsslich an seiner Pfeife. All sein Pflichtbewusstsein und sein Wille hätten ihm aber nichts genützt, wenn da nicht sein Können wäre. Tatsächlich gibt es in der Schweiz keinen anderen, der mit figürlich malen so viel Erfolg hatte. Bei Aerni kann man sagen, dass ihm die Gabe in die Wiege gelegt wurde. Mit acht Jahren wusste er bereits die Lebensdaten seines Meisters Rembrandt. „Mit neun Jahren malte ich mein erstes Ölbild – auf Karton“, wie er schmunzelnd anmerkt. Rembrandt blieb sein künstlerisches Vorbild, mit Louis Corinth, Lucian Freud und Gerhard Richter sind noch weitere Maler hinzugekommen im Laufe seines Künstlerdaseins.
Das Talent blieb seinem Vater, einem Journalisten, nicht verborgen, und er unterstützte seinen Sohn nach Kräften. Ganz im Gegensatz zu seiner Mutter, die lieber gesehen hätte, dass er „einen rechten Beruf“ erlernt hätte. Für seine Kunst war die Lehre als Steinbildhauer allerdings mehr als recht, ja geradezu ideal. Dort lernte er bei der Steinhauerei Münger in Gretzenbach nicht alles, aber viel, was er später brauchen konnte. Beispielsweise die Anatomie. Angetan hatte es ihm schon der Vorkurs in Basel, wo er ein glückliches Jahr mit Würfelzeichnen und ähnlichem Basiswissen verbrachte.
Der junge Aerni sog wie ein Schwamm alles auf, was ihm das Dasein zu bieten hatte. Das ging soweit, dass er in der Mittagspause in der Aufbahrungshalle Tote zeichnete. Seine heutigen Modelle haben mehr Leben in sich. Ohne sie geht es nicht. „Figurativ muss alles stimmen, jeder Laie sieht einen Fehler“, stellt er fest. Schmunzelnd fügt er bei, dass eine angekleidete Frau in seinem Atelier seiner Frau mehr zu denken gebe als eine nackte. Der Akt ist ein wichtiger Teil seines Schaffens. Wer ihn beherrsche, beherrsche alles. „Erstaunlicherweise kaufen mehr Frauen als Männer die Aktbilder“, stellt er fest. Er male die Frauen eben so, wie sie sind, und das spreche an. Modell – ob nackt oder nicht lassen wir an dieser Stelle offen – stand schon einige Promimenz. Die Schlangenfrau Nina Burri, der Astronaut Claude Nicollier, Miss Schweiz Melanie Winiger, um nur einige zu nennen. Während er spricht, zieht er stolz einen kleinen Kristall aus dem linken Hosensack. Ein Geschenk von Adolf Ogi für seine Illustration eines Gedenkbuches.
Das Attribut „Promi-Maler“ würde ihm aber nicht gerecht werden. Das schränkt ihn in seiner künstlerischen Freiheit ein. In eine Schublade stecken lässt sich Aerni aber auch im Privaten nicht. Zu seinen Hobbies zählen nämlich Gleitschirmfliegen, Motorradfahren und Golfen. Ersteres hat er inzwischen nach einigen glimpflich verlaufenen Zwischenfällen aufgegeben. Nicht, weil er Angst hätte, aber Stress in der Luft mag er nicht. Inzwischen bleibt er lieber auf dem Boden. Ebenfalls wichtig sind ihm Ausstellungsbesuche. Wer nun denkt, dass angesichts dieser Liste von Hobbies und Tätigkeiten kaum Zeit fürs Malen bleibt, täuscht sich. Pünktlich um 8 Uhr taucht er in Egerkingen auf und das macht öfters auch vor dem Wochenende nicht halt. Eigentlich würde er gerne noch mehr Zeit dort verbringen, denn an Ideen für weitere Bilder mangelt es ihm nicht. „Auch würde ich gerne noch mehr modellieren“. Sein Traum sei es, drei Monate lang nur das zu machen und ganz in diese Welt einzutauchen. Die Fixpunkte wie Abendessen bewahren ihn davor, sich ganz im Atelier „zu vergessen“. Seine Frau Anita habe sich an den Tagesablauf gewöhnt. Sie widmet sich selber dem Theater und dem Gesang.
Christoph R. Aerni wird auch nach seiner offiziellen Pensionierung weitermalen, davon zeigt er sich überzeugt. Malen sei sein Leben und das geniesse er weiterhin in vollen Zügen. Auch auf die Ausstellung in Lotzwil freut er sich. Ebenfalls auf den Auftritt der Jodlerin Christine Lauterburg, mit der er eine Art Wesensverwandtschaft spürt. Wohl weil sie wie er Grenzen aufbricht und für die Kunst lebt.