Ueli Kehrli und Hampi Schild: Wegzeichen, Objekte und Skulpturen
Vernissage
im Kunstkreis49 an der
BAHNstrasse 3 in Lotzwil
27. November 2016 um 11h
Öffnungszeiten:
Do / Fr 17 – 20 h
Sa / So 11 – 15 h
Finissage mit Raclette Essen:
16. Dezember 2016 um 19 h
Um Anmeldung zum Essen wird gebeten
über Facebook oder auf info(at)kunstkreis49.ch
Holz – Material und Berufung
Hier ist die Welt noch in Ordnung. Der Blick auf den Brienzersee an diesem Herbstabend bestätigt alle Klischees über die schöne Schweiz. Die Sonne unter stahlblauem Himmel spiegelt sich auf der Wasseroberfläche, danach folgt ein Sonnenuntergang der Marke Weltklasse. Die Holzhäuser unterstützen das Bild der heilen Schweiz ebenfalls.
Ueli Kehrli und Hampi Schild schätzen ihre Heimat, daran lassen sie keinen Zweifel. Aber sie ist nicht nur Basis, sondern auch ein Hindernis. Brienz mit seiner Schule für Holzbildhauerei Brienz (im Volksmund „Schnätzi“ genannt), seinen Bergen und Wäldern, auch der Tradition seines Handwerkes ist die Basis ihrer Kunst, ohne die ihre Werke nicht möglich sind. Aber die Herkunft ist gleichzeitig auch einengend, ob künstlerisch oder räumlich. Ausserhalb ihres Wirkungskreises sind die beiden Künstler wenig bekannt. Leider, ist man geneigt zu sagen, weil Kehrli und Schild mit ihrem Material und ihren Werken Grenzen sprengen. Grenzen, die das Holz normalerweise setzt, aber auch in der Vorstellung, wie Kunst zu sein hat. Schwimmende Bären sind beispielsweise doch eher ungewöhnlich, und farbige, grosse Fische sorgen beim einen oder anderen Holzpuritaner für ein energisches Stirnrunzeln.

Ueli Kehrli
Mit einer Ausstellung im Mittelland können die Künstler so einen Schritt mehr nach draussen machen. Ein wichtiges Fenster nach aussen und Inspiration sind auch die regelmässigen Holzsymposien, wo sie die Holzkunstwelt versammelt und austauscht. Gerade für Kehrli haben diese Anlässe immer wieder auch einen Anstoss für neue Ideen gegeben. Die digitalen Medien nutzt insbesondere der 44-jährige Hampi Schild und ermöglicht ihm so von aussen einen Blick in sein Schaffen und seine sonstige Tätigkeit. Er ist nämlich nicht nur für seine Kunst bekannt, sondern auch als Organisator der Brienzer Kunstnacht, die in Kunstkreisen inzwischen schon fast Kultstatus besitzt. Aber auch Ueli Kehrli hat einen grossen Bekanntenkreis, weil er Kurse am Kurszentrum Ballenberg gibt. Hier führt er Interessierte in die Drechslerei ein. Beide Künstler haben ihren Haupt-Broterwerb ausserhalb der Kunst. Kehrli als Kursleiter, Schild als Betreuer von körperlich und geistig Behinderten. Von der Kunst allein könnten sie nicht leben. Klagen wollen sie darüber nicht, im Gegenteil. Sie erhalten so ein Stück künstlerische Freiheit. „Ich muss nicht für den Verkauf Kunst machen“, sagt beispielsweise Schild.

Hampi Schild
Auch Kehrli schätzt diese Unabhängigkeit sehr. Es ermöglicht ihm, seine Projekte weiterzuführen. Nach seinen schwimmenden Bären folgten beispielsweise Schattenfiguren, bei denen das Licht und damit die Betrachtungsweise eine wichtige Rolle spielt. Inzwischen hat er weitere Wirkungsfelder geöffnet: Er macht beispielsweise Berge, teils bis zu 6 Meter lang. Den 57-jährigen Kehrli kann man nicht nur in der Kunst als Suchenden bezeichnen, sondern auch im beruflichen Leben. Gestartet als Bäcker-Konditor, lernte er schliesslich doch Drechslerei und übernahm für kurze Zeit den elterlichen Betrieb. Dies, nachdem er die „Schnätzi“ besucht hatte. Auch Schilds Werdegang ist keine gerade Linie. Vielmehr begann er als Schreiner, bevor er sich ebenfalls an der Holzschnitzschule weiterbilden liess. Die holzige Grundausbildung ist nicht gerade Standard für den Eintritt in die Schule, half aber beiden in der Ausbildung und nachher in der Kunst. Es erlaubt ihnen so, neue Ufer zu erkunden. „Holz erlaubt eigentlich nur einen Weg“, sagt Kehrli. Gerade mit seinen Schattenfiguren hat er nun neue Dimensionen hineingebracht. Und Schild setzt Holz bewusst wieder zusammen, was ihm seine Schreinerausbildung erleichtert.
Beide Künstler bewegen sich innerhalb und ausserhalb der traditionellen Holzschnittkunst. Das klassische Handwerk beherrschen sie, aber ebenso sind sie der Moderne verpflichtet. Den Spagat zwischen Tradition und Moderne, zwischen Handwerk und Kunst machen sie fast täglich. Es ist einerseits Antrieb, aber gleichzeitig auch Bremse. Vor allem ist es ein Dauerthema, dem sie sich stellen müssen und auch wollen. Das Resultat sieht man in der Ausstellung des Kunstkreis49 an der Bahnstrasse 3 in Lotzwil. Ein Besuch lohnt sich schon allein, weil die Holzkunst für ein paar Wochen die Heimat verlässt.